👨🎓 | Wie werde ich Fachinformatiker - V
Ihr seid nach drei Jahren so gut wie am Ende der Ausbildung angelangt, somit hin wird es Zeit für die Abschlussprüfung. Zusätzlich ist dies auch der letzte Artikel unserer Artikelserie zum Thema „Wie werde ich Fachinformatiker“, denn mit Bestehen der Abschlussprüfung seid ihr Fachinformatiker.
Mit diesem letzten Artikel möchten wir euch auf den Ablauf der Abschlussprüfung und deren Bestandteile vorbereiten.
Teil V - Die Abschlussprüfung
Insgesamt besteht die Abschlussprüfung aus drei Teilen. Einer schriftlichen Prüfung, einer Projektdokumentation zu einem praktischen Projekt und der mündlichen Präsentation des Projektes.
Im Gegensatz zur Zwischenprüfung gilt für die schriftliche Abschlussprüfung, dass die Vorbereitung deutlich komplizierter und umfangreicher ausfallen sollte. das ist nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass ihr euch über weitere 1,5 Jahre Wissen angeeignet habt. Zusätzlich würfelt die IHK den Stoff, welcher abgefragt wird, förmlich aus. Niemand weiß vor der Prüfung so recht, was nun dran kommt. Welche Themengebiete, welche Fachbereiche, es ist nichts bekannt.
Nichts desto trotz möchte ich euch auch hier die Angst vor dieser Prüfung nehmen und euch aufzeigen, wie sie sich meistern lässt.
Schriftliche Prüfung
Zuvor sei gesagt, dass ich mit einem Schnitt von 3-4 in der schriftlichen Prüfung sicherlich keine Bestleistung vollbracht habe. In Anbetracht, dass ich aber von etlichen anderen Schülern vor der mündlichen Prüfung erfahren habe, dass auch andere Klassen von anderen Schulen ähnlich abgeschnitten haben, war ich deutlich erleichtert.
Ähnlich wie schon in der Zwischenprüfung, werden auch hier zu großen Teilen Multiple-Choice Aufgaben, Rechenaufgaben oder Logikaufgaben gestellt.
Von insgesamt fünf Aufgabenteilen à 25 Punkten kann einer gestrichen werden. So ist es euch maximal möglich 125 bzw. 100 Punkte zu erreichen.
Es warten besonders Aufgaben zu euren Kernkompetenzen, wirtschaftlichen und Sozialkunde orientierten Themen, aber auch Fragen zur Allgemeinbildung auf euch.
Projektdokumentation
Meine Projektdokumentation habe ich im Juni 2015 mit 99,x % bewertet bekommen, nachdem ich zusammen mit einem weiteren Auszubildenden der Firma, meinem Ausbilder und unserem Chef bei der IHK vorsprechen musste, da besagter Azubi Bestandteile meiner Dokumentation kopiert hatte, welche nur sehr unsauber oder gar nicht umgeschrieben wurden.
In diesem Zusammenhang lesenswert
Mein Artikel über den Täuschungsverdacht in Bezug auf meine Projektdokumentation (WayBack Machine), welcher sich nach späterer Untersuchung durch die IHK als unbegründet herausstellte, da ein Mit-Azubi in der Firma von mir abgeschrieben hatte und der verdacht somit hin ihm zur Last fiel.
Mündliche Prüfung
Fast identisch zur Dokumentation meines Abschlussprojektes wurde meine Mündliche Präsentation inkl. der Fragerunde mit 93,x % bewertet.
Gerne dürft ihr mir jetzt unterstellen, dass ich einfach keine Lust auf die Theorie hatte. Irgendwo ist da sicher etwas wahres dran 😉
Teil I
Die mündliche Prüfung gilt als praktischen Gegenstück zur relativ allgemeinen schriftlichen Prüfung. Eure Aufgabe im ersten Teil ist es, euer Abschlussprojekt zu präsentieren und den Prüfern alle wichtigen Informationen zu unterbreiten, die es zum Projekt zu sagen gibt. Hier geht es besonders um Themengebiete des Projektmanagements und aus dem Wirtschaftsunterricht. Zeit- und Kostenplanung sind zu erläutern, der Ablauf des Projektes und seinen Projektphasen sollte visuell aufbereitet dargestellt werden, aber auch die technische Seite darf nicht zu kurz kommen.
So ist es unter anderem ratsam, eine bestimmte Thematik in eurem Abschlussprojekt aufzuzeigen und anhand des entsprechenden Quellcodes das Problem oder eure Lösung zu vermitteln.
Teil II
Im zweiten Teil der mündlichen Abschlussprüfung warten die Prüfer mit einigen themenspezifischen Fragen auf euch.
Besonders gerne genommen sind hier Themen aus den oben genannten Themenbereichen Projektmanagement und Wirtschaft, aber auch aus der Informatik oder Programmierung.
So können unter anderem Fragen wie diese auf euch zukommen:
- Aus welchen Gründen haben Sie sich für das verwendete Vorgehensmodell entschieden?
- Welche Vorgehensmodelle kennen Sie noch? Nennen Sie 4.
- Warum haben Sie in Ihrem Projekt mit einer Pufferzeit von x Stunden geplant?
- Was ist die grundlegende Funktion hinter einem Pointer in C++?
- Welche Modelle kennen Sie aus dem Bereich Qualitätssicherung?
Und viele mehr. Wichtig ist hier, dass ihr begreift, dass und wie ihr die Prüfer lenken könnt. Wenn ihr in der Präsentation bestimmte Fragen zu Themen aus- oder offen lasst, welche ihr aber beantworten könnt, könnt ihr euch zu einem gewissen Grad sicher sein, dass diese Themen von den Prüfern abgefragt werden. So habe ich bspw. relativ am Ende betont, dass ich der Firma hauptsächlich mit Objective-C und C++ arbeite, welche als Besonderheit bspw. Pointer bieten, oder dass zwei Auszubildende das Projekt im Anschluss an die Entwicklung auf seine Qualität überprüft haben.
Es ist an der Zeit…
…, dass ihr euch mit eurem ganzen eigenen Blick ein Bild von dem Beruf macht. Sucht euch eine Praktikumsstelle im Umkreis und holt euch Einblicke in den Beruf des Fachinformatikers bzw. Software Entwicklers. Wenn vorhanden, könnt ihr im Rahmen solche Praktika auch direkt eure Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Denn die endgültige Entscheidungsfindung liegt bei euch. Ihr müsst für euch entscheiden, ob der Beruf etwas für euch ist. Fakt ist aber auch, dass hinter diesen „Nerds“ die eure Programme auf dem Computer womöglich mitentwickelt haben, mehr steckt, als ein Kellerkind. Das und die Anforderungen und Hürden an euch und während der Ausbildung wollten wir euch mit dieser Artikelserie näher bringen und hoffen sehr, dass es uns gelungen ist.
Lesenwert
Unter www.fachinformatiker-anwendungsentwicklung.net schreibt Stefan Macke als Dozent, Prüfer und Ausbilder ebenfalls über die Ausbildung, insbesondere die Abschlussprüfung. Er stellt euch dort unter anderem einen Podcast, Vorlagen für Präsentation und Dokumentation und die aktuellsten Themen zusammen. Schaut mal vorbei 🙂