
📚 | Luther für Innovatoren
Jean-Philippe Hagmanns Buch „Luther für Innovatoren“ bietet hier eine überraschend neue Perspektive und knüpft an eine historische Figur an, die zunächst wenig mit Innovation im klassischen Sinne zu tun zu haben scheint: Martin Luther.
Grundidee des Buchs: Was wir von Luther über Innovation lernen können
Hagmann zieht eine faszinierende Parallele zwischen den bahnbrechenden Reformen Luthers im 16. Jahrhundert und den Herausforderungen, vor denen Unternehmen und Organisationen heute stehen. Luther war kein Erfinder im technologischen Sinne, sondern ein radikaler Denker, der mit seinen Überzeugungen ein bestehendes System erschütterte. Hagmann argumentiert, dass genau diese Haltung – der Mut, tief verwurzelte Überzeugungen in Frage zu stellen – das Fundament jeder echten Innovation bildet.
Das Buch richtet sich an Innovatoren, die mehr tun wollen, als bestehende Prozesse zu optimieren oder oberflächliche Veränderungen anzustoßen. Es geht darum, „Systeme zu reformieren“ und echte Transformationen einzuleiten. Für einen Produktmanager in der Softwareentwicklung, der täglich mit Fragen von Legacy-Systemen, technischen Schulden und sich schnell wandelnden Märkten konfrontiert ist, bietet diese Herangehensweise einen äußerst inspirierenden Denkansatz.
Aufbau und Kerngedanken
Hagmann strukturiert das Buch klar und praxisnah. Nach einer Einführung in die Parallelen zwischen Luther und modernen Innovatoren beleuchtet er die verschiedenen Aspekte, die für transformative Innovation notwendig sind:
- Radikales Hinterfragen von Dogmen:
Hagmann betont, dass wir in Organisationen oft von unsichtbaren „heiligen Kühen“ umgeben sind. In der Softwareentwicklung könnten das z. B. veraltete Prozesse wie der strikte Wasserfallansatz oder Technologien sein, die nicht mehr zeitgemäß sind, aber aus Bequemlichkeit weiter genutzt werden. Luther diente hier als Vorbild, indem er nicht nur Oberflächenprobleme adressierte, sondern das gesamte System der Kirche in Frage stellte. - Der Kampf gegen den Status quo:
Veränderungen stoßen auf Widerstände. Hagmann zeigt, wie Innovatoren diese Widerstände überwinden können, indem sie klare Visionen entwickeln und auch bereit sind, unbequem zu sein. Er erinnert uns daran, dass nachhaltige Innovation nicht ohne Konflikte entsteht – eine Realität, die auch in der Softwareentwicklung oft spürbar ist, wenn neue Technologien eingeführt oder bestehende Abläufe grundlegend umstrukturiert werden. - Schaffen von Allianzen:
Luther war kein Einzelkämpfer. Er nutzte strategische Partnerschaften, wie z. B. mit Fürsten, um seine Reformen voranzutreiben. Für Produktmanager und Teamleiter bietet dieses Kapitel wertvolle Einblicke, wie man Stakeholder ins Boot holt und Teams dazu motiviert, in eine gemeinsame Richtung zu arbeiten. - Veränderung als Kultur etablieren:
Hier geht es darum, wie man die geschaffenen Innovationen langfristig verankert. Für mich als jemand, der oft zwischen kurzfristigen Projektzielen und langfristigen Produktvisionen jongliert, war dieser Abschnitt besonders aufschlussreich. Hagmann zeigt, dass Innovation nicht nur eine Aufgabe ist, sondern Teil der DNA eines Unternehmens werden muss.
Praxisnähe und Relevanz für die Softwareentwicklung
Was „Luther für Innovatoren“ so besonders macht, ist seine Fähigkeit, historische Erkenntnisse mit moderner Praxis zu verknüpfen. Hagmann verwendet anschauliche Beispiele aus der heutigen Arbeitswelt und ergänzt diese mit Übungen und Fragestellungen, die direkt anwendbar sind.
Für Softwareentwicklungs-Teams ist der Gedanke, Systeme von Grund auf neu zu überdenken, zentral. Wir sind oft in der Gefahr, mit inkrementellen Verbesserungen zufrieden zu sein, anstatt mutige, disruptive Ansätze zu verfolgen. Ein Beispiel aus meiner Erfahrung: Ein Projekt, bei dem wir von einer monolithischen Architektur zu Microservices wechselten. Die größte Herausforderung war nicht die technische Umsetzung, sondern das Überwinden von mentalen Barrieren – ein Thema, das Hagmann in seinem Buch treffend beschreibt.
Stil und Sprache
Hagmann schreibt klar und motivierend. Er verzichtet auf Fachjargon, ohne dabei an Tiefe zu verlieren, und schafft es, komplexe Zusammenhänge einfach und nachvollziehbar darzustellen. Besonders gelungen finde ich die Balance zwischen Theorie und Praxis. Die vielen konkreten Beispiele und Analogien machen das Buch sowohl für Führungskräfte als auch für Praktiker zugänglich.
Fazit - Ein Muss für alle, die echte Veränderungen anstoßen wollen
„Luther für Innovatoren“ ist mehr als ein Buch über Innovation – es ist ein Weckruf. Es fordert uns heraus, mutiger und konsequenter zu sein, wenn es darum geht, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen und Neues zu schaffen. Für Produktmanager, die oft in der Schnittstelle zwischen strategischer Vision und operativer Umsetzung agieren, liefert das Buch wertvolle Impulse, um Innovation nicht nur als Buzzword zu verstehen, sondern als tiefgreifenden Prozess zu gestalten.
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Wer bereit ist, über den Tellerrand der eigenen Branche hinauszublicken und von einem Reformer wie Luther zu lernen, wird dieses Buch als inspirierenden Begleiter schätzen. Es zeigt, dass Innovation kein Zufall ist, sondern eine bewusste Entscheidung – und manchmal auch ein Akt des Mutes.